Wettbewerb Biodiversität 2023

Der grosse Wettbewerb

An unserer Generalversammlung 2023 hatten wir stolz unseren Wettbewerb Biodiversität vorgestellt. Der Wettbewerb bot allen unseren Mitglieder:innen die Möglichkeit zur Teilnahme. Auf unserem Sommerfest am 26. August 2023 haben wir schliesslich die Gewinnerinnen und Gewinner ausgezeichnet. In diesem Beitrag geben wir euch einen kleinen Einblick in ihre facettenreichen Gärten, die durch ihre Biodiversität beeindrucken. Kurz vor dem Sommerfest hat die Jury alle Teilnehmenden in ihren Gärten besucht. Am meisten beeindruckt waren wir von den Gärten von Martina im Areal Ifang und Philipp im Areal Buen.

Martina in ihrem biodiversen Garten im VFD Familiengarten Areal Ifang in Dübendorf im August 2023.
Martina in ihrem biodiversen Garten im VFD Familiengarten Areal Ifang in Dübendorf im August 2023.

Martinas Garten

Martina nutzt in ihrem Gartenkonzept verschiedene Ansätze, um eine möglichst hohe Biodiversität im Garten zu erhalten.

Martinas Konzept

Martina verfolgt eine Philosophie der maximalen Biodiversität. Sie achtet dabei auf Mischkulturen und eine sorgfältige Abstimmung von Pflanzen aufeinander. Ihr Ziel ist es, eine durchgehende Ernte zu gewährleisten, indem sie diverse Obst- und Gemüsesorten jahreszeitlich angepasst anbaut. Dadurch minimiert sie brachliegende Flächen in ihrem Familiengarten und erreicht eine nachhaltige Nutzung.

Ein weiteres Thema in Martinas Garten ist der Anbau nach Milpa. Diese traditionelle, mittelamerikanische Anbaumethode vereint Mais, Kürbis und Stangenbohnen auf derselben Fläche. Die symbiotische Beziehung zwischen diesen Pflanzen unterstützt eine nachhaltige Agrarkultur. (Wir planen einen eigenen Beitrag zu diesem Thema).

Martina stellt selbst Jauchen aus Brennnesseln und Beinwell her, die eine natürliche und nährstoffreiche Ergänzung für ihre Pflanzen darstellen. Und sie experimentiert gerade mit einem Bodenkompost, der durch einen eigens eingebauten Komposter entsteht und erste vielversprechende Ergebnisse zeigt.

Die Bewässerung in Martinas Garten erfolgt mithilfe von Ollas – Tontöpfen, die eine tiefe Wasserabgabe ermöglichen und starkes Wurzelwachstum fördern. Gleichzeitig wird so die Verdunstung durch die Sonne minimiert. Das ergänzt sie durch regelmässiges, intensives Giessen alle zwei bis drei Tage. Martina verwendet teilweise Strohmulch, um die Verdunstung weiter einzuschränken. (In einem geplanten Beitrag wollen wir detaillierter auf das Konzept der Ollas eingehen, die von Martina aus Tontöpfen hergestellt wurden.)

Martina hat ein gastfreundliches Umfeld für Vögel und Insekten in ihrem Garten geschaffen. Sie stellt Vogeltränken, Bienentränken und sogar eine Sandlinse für im Boden lebende Insekten bereit. Mit ausgewählten Pflanzen, Vogelhäuschen, Bienenhäuschen und Unterschlupfmöglichkeiten für Marienkäfer, deren Larven und für Tausendfüssler ergänzt sie das Angebot. Natürliche Hölzer tragen zur Schaffung von Lebensräumen für Insekten bei und machen den Garten zu einem vielfältigen und begehrten Ort für die Tierwelt. Als wir Martinas Garten besuchten vielen uns die zahlreichen Schmetterlinge und Bienen auf die magisch von ihrem Garten angezogen wurden.

Obstvielfalt im Garten

Martinas Garten beeindruckte uns mit ihrer Auswahl an Obstsorten. Sie hat fünf verschiedene Apfelsorten, von denen jeder Baum seinen eigenen Charakter trägt. Ein paar könnt ihr auf dem Foto oben im Beitrag im Hintergrund erkennen. Erdbeeren, Himbeeren, Blaubeeren, Cranberries, Preiselbeeren und Stachelbeeren sorgen für eine farbenfrohe und geschmackliche Vielfalt. Rote und weisse Johannisbeeren, sowie Jostabeeren ergänzen ihr Angebot an Obst aus dem eigenen Garten. Ausserdem hat Martina Maulbeeren, zwei Zwetschgenbäume (noch jung), sowie zwei Kirschbäume (auch noch jung) in ihrem Garten. Ein Feigenbaum und ein Birnbaum (ebenfalls in der Wachstumsphase) hat sie auch angepflanzt. Eine Artischocke und Rhabarber tragen weiterhin zur Vielfalt bei.

Die Artischocken in Martinas Familiengarten in Dübendorf ziehen Insekten magisch an und tragen weiterhin zur Artenvielfalt und Biodiversität in ihrem Garten bei.
Die Artischocken in Martinas Garten ziehen Insekten magisch an und tragen weiterhin zur Artenvielfalt und Biodiversität in ihrem Garten bei.

Gemüse im Garten

In ihrem Garten hat Martina diverse Salate, Mangold, Palmkohl, Rosenkohl, Randen, Karotten, (Knollen-)Sellerie, Federkohl, Süsskartoffeln, Pak Choi, Zwiebel, Winterblumenkohl, Brokkoli, Mais, Zucchini, Stangenbohnen, Kürbis, Kurkuma, Fenchel

Heilkräutergarten

Martinas Kräutergarten beinhaltet diverse (Heil-) Kräuter: Lavendel, Echinacea, Ringelblume, Spitzwegerich, Brennnessel, Kamille, Goldmelisse, Tagetes, Kapuzinerkresse, Dill, Rosmarin, Salbei, Oregano, Thymian, krause Petersilie, Wermut, Schnittlauch, Knoblauch, Pfefferminze, Zitronenmelisse, Orangenmelisse und Zitronenminze.

Insektenfreundliche Pflanzen

Viele der oben bereits genannten Pflanzen sind insektenfreundlich. Zusätzlich wachsen in Martinas Garten noch mehliger Salbei, Studentenblumen, Katzenminze, pfirsichblättrige Glockenblumen, Wiesensalbei, Taubenskabiose, Skabiose-Flockenblumen, Borretsch, ähriger Ehrenpreis, echter Gamander, Rudbeckia, Hortensien und Cosmea.

Philipps Garten

Philipp hat uns ebenfalls in seinem Garten seine Ideen und Grundsätze erläutert. Sein Ziel ist klar formuliert: ökologisch, nachhaltig, mit minimalen Eingriffen und Förderung einheimischer Arten.

Philipp vor seinen Weintrauben in Garten im VFD Familiengarten Areal Buen in Dübendorf im Sommer 2023.
Philipp vor seinen Weintrauben in Garten im VFD Familiengarten Areal Buen in Dübendorf im Sommer 2023.

Philipps Konzept für Biodiversität im Familiengarten

Wir waren beeindruckt, welche Vielfalt Philipp in so kurzer Zeit als Vereinsmitglied schon in seinem Garten erreicht hat.

Fruchtbaren Boden sicherstellen

Um sicherzustellen, dass der Boden fruchtbar bleibt, achtet Philipp auf bestimmte Massnahmen: Anstatt den Boden umzugraben, lockert er ihn lediglich, um die natürliche Schichtung zu erhalten. Dies fördert eine gesunde Population von Bodenorganismen. Des Weiteren lässt er den Boden möglichst nie brach liegen, um Ausschwemmungen zu verhindern. Ein wichtiger Schritt ist auch das Mulchen mit Blättern, Pflanzenresten, Heu und anderen organischen Materialien. Zusätzlich setzt er auf Gründüngungen, um den Boden zu beleben. Dort, wo es möglich ist, bringt er eigenen Kompost ein. Wenn Dünger notwendig ist, verwendet er ausschließlich natürliche Dünger, die langfristig wirken.

No-Dig-Gardening

Wenn euch das oben erwähnte Gärtnern ohne zu graben interessiert, könnt ihr z.B. beim Magazin Schweizer Garten mehr über das No-Dig-Gardening erfahren.

Verzicht auf Gifte

Philipp legt grossen Wert auf einen giftfreien Ansatz in seinem Garten. Daher verzichtet er vollständig auf den Einsatz von Insektiziden, Herbiziden, Schneckenkorn und ähnlichen chemischen Substanzen.

Nutzpflanzen

Die Auswahl und Pflege von Nutzpflanzen trifft Philipp nach sorgfältigen Überlegungen. Er strebt eine Vielfalt an Nutzpflanzen an, um die Ernte über das Jahr hinweg zu verteilen. Er setzt auf Mischkulturen, bei denen verschiedene Pflanzenarten miteinander wachsen. Dabei beachtet er die Fruchtfolge, um den Boden und die Pflanzen gesund zu halten. Philipp bevorzugt einheimische Arten und experimentiert gerne mit alten Sorten, zum Beispiel von Pro Specie Rara. Zur Förderung der Biodiversität lässt er seine Pflanzen aber auch mal blühen, anstatt auf maximalen Ertrag durch intensive Eingriffe zu setzen. Zwischen den Reihen von Nutzpflanzen platziert er bewusst Blühpflanzen.

Wildstauden rund um den Nutzgarten

Um Nahrung für Nützlinge bereitzustellen, hat Philipp Wildstauden rund um seinen Nutzgarten gepflanzt. Diese Stauden bieten Blüten über das Jahr verteilt und fördern so die Lebensräume für verschiedene Insektenarten. Er achtet darauf, verschiedene Blütentypen einzubeziehen, um eine vielfältige Nahrungsquelle zu bieten.

Bekämpfung von Neophyten

Philipp bekämpft aktiv schädliche invasive Neophyten, um die ökologische Balance in seinem Garten zu erhalten.

Förderung von Wildbienen und anderen Nützlingen

Um Wildbienen und anderen nützlichen Insekten einen Lebensraum zu bieten, trifft Philipp verschiedene Massnahmen: Er stellt qualitativ hochwertige Nisthilfen wie Holzbohrungen, Ziegel, Stängel und Sandarien auf. Trockene Markstängel von Pflanzen wie Brombeeren oder Himbeeren lässt er stehen oder platziert sie sogar ganz bewusst. Im Herbst entfernt er Pflanzen und Stiele nicht komplett, sondern lässt sie bis ins Frühjahr stehen, um Rückzugsorte für Insekten zu schaffen. Zusätzlich hat er an verschiedenen Ecken in seinem Garten Totholz aufgestellt, das ebenfalls wichtige Lebensräume für verschiedene Organismen bietet.

Philipp minimiert die Bearbeitung der Fläche um Stauden herum, um Platz für Bodenbrüter zu lassen. Er entfernt auch nicht jede Raupe, da sie Teil des natürlichen Ökosystems ist. Ausserdem hat er eine Wasserstelle für Vögel und Kleintiere eingerichtet und belässt zur Förderung der Biodiversität wilde Ecken in seinem Garten.

Philipp halt zur Förderung der Biodiversität in seinem Familiengarten in Dübendorf hochwertige Nisthilfen geschaffen, wie hier die Holzbohrungen für Insekten. Die zahlreichen dichten Löcher zeigen, dass sein Bienenhotel gut bewohnt ist.
Philipp halt zur Förderung der Biodiversität in seinem Garten hochwertige Nisthilfen geschaffen, wie hier die Holzbohrungen für Insekten. Die zahlreichen dichten Löcher zeigen, dass sein Bienenhotel gut bewohnt ist.

Wildbienennisthilfe

Das Eichenholz im oberen Bild hat Philipp von einem Förster bekommen. Die restliche Bearbeitung hat er selber gemacht. Wichtig ist, dass die Bohrungen senkrecht zur Wuchsrichtung verlaufen und die Oberfläche sorgfältig geschliffen ist, um scharfe Kanten zu vermeiden. Die Bohrungen haben einen Durchmesser von 2-8 mm, wobei die meisten im Bereich von 3-6 mm liegen.

Winterfütterung für Vögel

Um Vögel während der Wintermonate zu unterstützen, stellt Philipp Futter für sie bereit. Dies fördert die Artenvielfalt und bietet den Vögeln zusätzliche Nahrungsmöglichkeiten in der kälteren Jahreszeit.

Lindas Garten

Von den drei Gärten in der Finalrunde hat Lindas Garten mit Abstand die kleinste Fläche. Linda teilt sich ihre Gartenparzelle mit Sybille. Ursprünglich waren die beiden Parzellen nur eine Parzelle. So können jetzt zwei Familien einen Garten bewirtschaften, wo vor ein paar Jahren noch nur eine Familie von derselben Fläche profitierte. Das ist auch deshalb wichtig, weil die Stadt Dübendorf sehr schnell wächst, wir aber nicht automatisch auch die Fläche für entsprechend mehr Gärten hinzubekommen.

Linda zeigt, dass es auch in einem kleinen Garten möglich ist, Artenvielfalt zu fördern und Biodiversität umzusetzen. Linda und Sybille haben jeweils eine halbe Parzelle, aber nach wie vor nur ein Tomatenhaus und eine Pergola voller Weintrauben. Diese bewirtschaften sie gemeinsam oder wechseln sich im Jahresrhythmus ab.

Biodiversität im Kleinen

Obwohl Lindas Garten klein ist, setzt sie verschiedene Ideen um, um Biodiversität in ihrem Garten zu unterstützen und zu fördern. Linda setzt Mischkulturen ein, wie z.B. Ringelblumen an den Rändern der Beete, die im Sommer zahlreiche Insekten anlocken. An dem grossen Fenchel hat sich schon manche Raupe zu einem Schwalbenschwanz entwickelt. Am Beet am Wegesrand hat Martina eine Sandlinse angelegt, umgeben von verschiedenen Hölzern und Steinen für weitere Insekten. Für ihre Beete benutzt Linda ökologische Holzschnitzel zum Mulchen, um so die Erde vor der Austrocknung besser zu schützen.

Fenchel im Familiengarten Dübendorf im Areal Ifang nach einem Regenschauer.
Fenchel in Lindas Garten im Familiengarten Dübendorf im Areal Ifang nach einem Regenschauer. Die zahlreichen Fenchel im Areal Ifang haben schon Generationen von Schwalbenschwanz Raupen als Futterquelle gedient.

Wer hat den Wettbewerb Biodiversität gewonnen?

Beide Gärten haben uns sehr gut gefallen. Schliesslich haben wir uns entschieden, beiden einen ersten Preis zu übergeben. Der dritte Preis geht an Linda. Für die ersten beiden Preise gibt es je einen Zwetschgenbaum. Der dritte Preis ist eine bienenfreundliche Bartblume Blue Cloud “Säntispracht”.

Herzlichen Glückwunsch Martina, Philipp und Linda!

Die drei Gewinner an unserem Sommerfest am 26. August 2023, v.l.n.r.: Philipp, Thomas und Linda, Tobias (für Martina). Philipp und Martina erhalten je einen Zwetschgenbaum "Liane", Linda erhält eine Bartblume "Blue Cloud" von Säntispracht (Bildmitte).
Die drei Gewinner an unserem Sommerfest am 26. August 2023, v.l.n.r.: Philipp, Thomas und Linda, Tobias (für Martina). Philipp und Martina erhalten je einen Zwetschgenbaum “Liane”, Linda erhält eine Bartblume “Blue Cloud” von Säntispracht (Bildmitte).

Die Preise

Unsere Gärtnerei, das Rutishauser AG Gartencenter & Floristik Fällanden, hat uns für die ersten beiden Preise jeweils eine Zwetschgenbaum gesponsert. Die Säulenzwetschge Liane stammt von Häberli Beeren. Sie zeichnet sich gemäss Aufhänger am Baum aus durch

  • grosse, süss-saftige Früchte
  • bleibt durch Schnitt schmal
  • Reife ab Mitte August
  • selbstbefruchtbar

Wir haben bereits Erfahrung mit der Sorte und können bestätigen, dass die reifen Früchte superlecker schmecken. Und die Früchte sind in der Tat gross, süss und saftig.

Die (fast) reifen Früchte der Säulenzwetschge Liane im Familiengarten Dübendorf. Die Frucht der reifen Zwetschge ist gross und schmeckt süss und saftig.
Die (fast) reifen Früchte der Säulenzwetschge Liane im Familiengarten Dübendorf. Die Frucht der reifen Zwetschge ist gross und schmeckt süss und saftig.

Als dritter Preis für unseren Wettbewerb Biodiversität gab es die bienenfreundliche Bartblume Blue Cloud von Säntispracht. Auch diese Pflanze haben wir freundlicherweise von Rutishauser erhalten. Ihre Blütezeit ist von August bis September, also passend zu unserem Wettbewerb Biodiversität. Die Pflanze mag es gerne sonnig, sie wird 80 cm gross. Der blau-blühende Zierstrauch eignet sich hervorragend für Mischrabatten, Blumenbeete und Pflanzgefässe. Aber das beste ist, es ist eine ausgesprochen bienen- und schmetterlingfreundliche Pflanze.

Danke, Rutishauser

Herzlichen Dank an unsere Gärtnerei Rutishauser in Fällanden, die uns wieder tatkräftig unterstützt hat und die Preise für die ersten drei Plätze unseres Wettbewerbs Biodiversität gesponsert hat.

Wie erhalte ich Biodiversität im Familiengarten?

Nach dem Wettbewerb hatten mich Rahel und Anton kontaktiert. Die beiden haben seit November 2020 einen Garten in Wollishofen im Verein Zürich Süd. Wir haben uns daraufhin ausgetauscht und ich habe sie in ihrem Garten in Wollishofen besucht.

Rahel und Anton haben mir erzählt, wie sie Bodenlebewesen in ihrem Garten fördern und somit eine gesunde und nachhaltige Bodenstruktur erhalten. Wie erhalte ich Biodiversität im Familiengarten, was sind die Zusammenhänge? Sie haben dazu einen spannend zu lesenden Beitrag mit vielen Tipps geschrieben, den ihr auf der Seite unseres Schweizer Familiengärtner-Verbands nachlesen könnt: Bodenlebewesen fördern – ein Praxisbeispiel.